Dass ich einen Schutzengel hab, ist mir ja schon bewusst. Irgendwie. Doch seit kurzem bin ich gewiss, dass der Schutzengelname „Greenness“, kurz „Greeny“ sein muss.
Die Vorgeschichte zu dieser Erkenntnis: Bei meinem letzten USA Besuch 2013 kam es auf der Reise zu einigen Hindernissen. Das erste tauchte in Zürich auf, als der Weiterflug nach L.A. um 6 Stunden verzögert ward. Tapfer harrend zum Weiterflug und schließlich bis zur mitternächtlichen Ankunft in L.A. war die Frage nach der unpünktlichen Auto-Anmietung rasch geklärt und so fuhr ich müden doch glücklichen Gemütes zu meinem Quartier, ca. 1 Std. Richtung Süden. Die Freeways sind zu dieser Stunde dem Namen entsprechend wirklich free und so dachte ich „das geht jetzt sicher flott und ich bin eher da als erwartet“ (= erster Kontakt mit „Greeny“). Doch siehe da – etwa 20 km außerhalb von L.A. war plötzlich der Freeway Nr. 405 gesperrt und eine Umleitung führte uns spärliche Nachteulen auf den Freeway Nr 105. Uff – ich kannte zwar den DIREKTEN Weg zu meinem Quartier auswendig, doch keinen km drumherum; d.h. ich hatte keine Straßenkarte mitgenommen und das Navi erwartete mich, gewissenhaft vereinbart, eben DORT aus den Händen meiner Freundin (= zweiter Kontakt mit „Greeny“). Ich fuhr behände den stets weniger werdenden Umleitungsschildern und -leuchten hinterher, doch plötzlich kam dann schon (zu) lange kein Schild mehr und die Straße sah nicht mehr nach Umleitung aus. Ich fuhr weiter (was soll frau auch gegen ein Uhr nachts nach einer 24 Std. Reise anderes machen?), bis ich zu einem Ort kam – endlich! Das Ortsschild begrüßte mich hoffnungsspendend mit „WELCOME to COMPTON“. In einem Laden an einer Ecke brannte noch Licht und ich fuhr ran (= dritter Kontakt mit „Greeny“). Ich war die einzige „Kundin“ im Geschäft. Ein dicker, dunkelbärtiger Mann erläuterte mir umständlich und langwierig den Weg . Obwohl ich – umnachtet – sicher die Hälfte nicht verstanden hatte, machte ich mich auf; vorher öffnete ich auf dem leeren Parkplatz noch den Kofferraum, um etwas Wachhaltendes aus meinem Koffer zu holen (= vierter Kontakt mit „Greeny“). Und so fuhr ich retour, raus aus Compton und kam irgendwie wieder auf den richtigen Weg und schließlich um zwei Uhr nachts wohlbehalten an meinem Ziel an.
Der Schutzengelaspekt dieser unspektakulären Schilderung wurde mir erst vor ein paar Tagen klar, als ich einen Artikel las zum Thema „die gefährlichsten Städte der USA“. Gänsehaut breitete sich aus, als ich vernahm dass – gemessen an der Anzahl der Verbrechen – die gefährlichste Stadt in Californien COMPTON ist und sie weiters in der Liste der Top-Ten-Crime-Cities in gesamt- USA auf dem unrühmlichen 8. Platz rangiert. Ich erspare den wohlbehüteten LeserInnen dieser Zeilen die Statistik und die Art der dort verübten (Nach für Nach üblichen) Verbrechen. Und ich erspare mir (nach ein paar düsteren, herzklopfbegleiteten Gedankengängen) das weitere Nachdenken über das „was wäre wenn…. dort alleine am Parkplatz…. mitten in der Nacht…“ und bin schlicht dankbar über die Schutzengelbegleitung und eine unverwüstliche Portion Naivität. (Naivität = greenness)